16.3 Ältestes Wohnhaus daselbst


Ältestes Gebäude auf dem Furi

 

Auf einer Jahrhunderte alten, verwitterten Hauptfassade fällt ein neues Schild mit der Beschriftung „1686 Florian 1992“ auf. Die letzte Zahl verweist auf ein Renovationsdatum; ist die erste das Baujahr? Die quadratische Öffnung in der Fensterfront, jetzt mit einem Holzklotz geschlossen, macht uns stutzig: Ist das nicht eine typisch spätmittelalterliche Öffnung, wie man sie oft an Wohnbauten sieht, die 500 Jahre und älter sind? Und ist unter der jetzigen Reihe der Drillingsfenster, die von der jüngsten Renovation herrühren, nicht die Breite einer früheren Fensterreihe ersichtlich? Die wilden Gwätti (unregelmässig vorstehende Enden der Kanthölzer) und deren Fällkerben bestätigen unsere Vermutung. Auch verläuft der Unterzug der Wohnstubendecke, die Binna, nicht firstparallel, sondern ragt aus der östlichen Hauswand heraus – ein weiteres Kennzeichen für Häuser, die eher aus der Zeit um oder vor 1500 stammen und nicht erst von 1686. 

 

In solchen Fällen hilft die Analyse der Holzjahrringe (Dendrodatierung). Wir täuschen uns nicht: Sechs Proben aus dem Erdgeschoss weisen auf das Jahr 1432 als Fälldatum des Bauholzes. Dann dürfte es zu einer Aufstockung gekommen sein: Auf der Binna des oberen Stockwerkes ist zu lesen: „HAT LASEN BUWEN DISES HUS MURICIUS FURER MIT SINER HUSMUTER ANNA SCHMID

ANO 1717“ [dieses Haus liess Moritz Furrer und seine Frau Anna Schmid im Jahre 1717 errichten]. Allerdings zeigt ein dendrodatierter Wandbaum des ersten Stockwerkes bereits das Fälljahr 1691, beschriftet ist das Haus mit 1686. Zu einem späteren, unbekannten Zeitpunkt wurde ein Wirtschaftsgebäude (unten Stall, oben Scheune) ans Wohnhaus angebaut, eine Kombination, wie man sie im Oberwallis nicht nur auf Alpen und Maiensässen, sondern selbst in Taldörfern immer wieder mal vorfindet.

 

 

Labornummern Dendrosuisse 2022: 621416-424 vom 27. Juli 2022

Koordinate 2 622 527 / 1 094 558

Parzellennummer GIS 3555, Gebäudenummer 2152


Wir verlassen nun den Weiler Furi und beginnen unsere Wanderung talabwärts, die uns in einer Stunde Fussweg bequem nach Zermatt bringen wird.

 

 

Wanderung von einer Geländekammer in die nächste: Durch die Fluren Furi (oben rechts), Fleschen, Zum See und Blatten (untere Bildhälfte links) führt der dritte Teil des Zermatter Kulturwanderweges. (Swisstopo Nr. 00000000350242 vom August 1930; mit Bewilligung des Bundesamtes für Landestopographie swisstopo vom 06.04.2023).