21.6 Der Speicher bei der Kapelle


 

Habseligkeiten im Blickfeld der Wohnhäuser

Der Speicher markierte einst den westlichen Siedlungsrand des Weilers, der hier von Neubauten der letzten 50 Jahre etwas aufgeweicht wird. Der Vorratsbau ist zweigeschossig angelegt, von durchschnittlicher Grösse und ein gut erhaltenes Beispiel dieses Gebäudetyps. Auch hier weisen Fällkerben auf ein hohes Alter des Gebäudes.

 

Beim Betrachten des Speichers fällt weiter auf: Die Balken an der Basis des Gebäudekörpers (unterster Balkenkranz) und im Bodenbereich des Obergeschosses sind 13 bis 16 cm dick. Die Wandbäume dazwischen aber messen nur zwischen 5 und 6 bis 7 und 8 cm. Die tragenden Elemente wurden also in voller Stärke ausgeführt, die Wände dazwischen jedoch dünn gehalten: Die Zimmerleute halbierten das Baumaterial! Die zum Bau der Wände vorbereiteten Kanthölzer wurden also entzwei gesägt beziehungsweise aufgespalten und mit der Breitaxt glatt geschlagen. Dank diesem einfachen Trick wurde massiv Holz gespart und die Stabilität des Baus blieb trotzdem gewährleistet – Jahrhunderte lang hielt der Bau den Schneemassen damaliger Winter stand.

 

Aus der dendrochronologischen Untersuchung geht hervor, dass das Bauholz im Jahr 1584 gefällt wurde. Die Kunsthistorikerin Carmela Kuonen Ackermann bemerkt an dieser Stelle: Die Verzierung der Firstpfetten stützt das Baudatum. Sie zeigt zudem den Übergang vom Zylinder / der Rolle zum überaus beliebten Rosskopf, der bis gegen 1800 die Pfettenkonsolenzier im Wallis bestimmen wird.

 

 

Labornummern Dendrosuisse 2022: 621401-407 vom 4. August 2022

Koordinate 2 622 703 / 1 095 041

Parzellennummer GIS 3112, Gebäudenummer 2033 bzw. 28