23.2  Zweiter Stadel am Westrand


 

Zwei Stadel des 16. Jahrhunderts

Wie der benachbarte Stadel hat auch dieser Vorratsbau die Jahrhunderte gut überstanden. Hier aber sehen wir eine andere Art des Unterbaus: Die Basis ist nicht als offener Lagerplatz konzipiert, sondern als geschlossener Raum, wie es hie und da vorkommt und gelegentlich auch in Stein ausgeführt wurde. In unserem Falle war, auch dies durchaus üblich, im Unterbau ein Schmalviehstall (Ziegen, Schafe) untergebracht.

 

Im Obergeschoss befindet sich der eigentliche Stadel zur Lagerung des Getreides. Bei der Eingangstür auf der Nordseite ist das vorkragende Tenn zu sehen: Die massiven Bodenbohlen ziehen durch den ganzen Innenraum, auf ihnen wurde das Getreide gedroschen. Auf der Südseite des Gebäudes sind diese Bodenbohlen vom Wanderweg her in der Untersicht zu entdecken, als untrügerisches Merkmal für einen Stadel.

 

An den Eckverbänden des Gebäudekörpers fällt ein Merkmal auf, das wir im Weiler zum See bereits angetroffen hatten: Dünne Dünne Wandhölzer. Das hervorstehende Kantholz an der Basis misst hier beispielsweise 13 cm, es ist das im Dialekt Nüetböim genannte Kantholz, das so dick sein muss, denn darin ist der Bretterboden eingenutet. Die darüber liegenden Wandhölzer sind nur 7, 8 oder 9 cm stark. Es ist nicht das einzige Objekt in Blatten, bei dem sich diese ,Sparmassnahme am Bau’ beobachten lässt.

Von fünf Kernproben enden deren drei mit Waldkante und im Jahr 1569, was eine zuverlässige Altersangabe garantiert. Damit erweisen sich die beiden Stadel als ähnlich alt – und zeugen vom reichen Ackerbau in nächster Nähe.

 

 

Labornummern Dendrosuisse 2022: 621 371-374 und 621 414 vom 18. Juli 2022

Koordinate 2 623 012 / 1 095 147

Parzellennummer GIS 3207, Gebäudenummer 2013 bzw. Nr. 50