26. Ärdbrich - Teehäuslein


Ortsbezeichnung: Ärdbrich (In der Ärdbrich)

 

Ein eigener Bautyp für die Touristen

Ebenfalls am Ort Ärdbrich steht, direkt ob dem Wanderweg, ein einfaches Holzgebäude. In seinem Aussehen bewegt sich der mit Brettern gewandete Ständerbau irgendwo zwischen Militärbaracke und nostalgischem Gartenhäuschen, in Wirklichkeit haben wir eine touristische Einrichtung vor uns: Teehäuschen, im Dialekt Teehüsini, eine typische Zermatter Einrichtung.

 

Wie andere Teehäuschen, liegt auch dieses quasi an einer passage obligé, hier am vielbegangenen Weg nach Zmutt. Dieser Pionier der dezentralen Verpflegungsmöglichkeit misst 2,2 x 4,2 m, wurde 1930 erbaut und erfuhr seither nur geringfügige Veränderungen. Zu diesem Gebäudetyp folgt unten ein eigener Beitrag von Josef Taugwalder (Zermatt).

 

Aus der Geschichte der Teehäuser («Teehüsini»)

Von Josef Taugwalder

Der Bau von sogenannten Teehäusern in der näheren Umgebung von Zermatt geht auf die zunehmende Anzahl von Gästen aus England zurück, die spätestens seit den 1880er Jahren in den Sommermonaten in Zermatt weilten. Zu unterscheiden sind die

„Teehüsini“ von den ersten, als Gasthäuser zu bezeichnenden Betrieben, die bereits zu früherer Zeit erbaut worden waren, so zum Beispiel „Schwarzsee“ im Jahre 1886, „Trift“ 1886, „Stafelalp“ 1886, „ze Seewjinu“ 1887, „Gandegg“ 1887 und „Hermetje“ 1889. Diese dienten mehrheitlich als Ausgangspunkt oder Zwischenstation für ausgedehnte Bergtouren.

 

Bei ihren sommerlichen Wanderungen und Spaziergängen wollten die grösstenteils vornehmen, englischen Gäste anfangs des 20. Jahrhunderts nicht auf ihre traditionelle „tea time“ verzichten. So entstanden am Wegesrand der mehr oder weniger leicht begeh- und erreichbaren Wanderrouten (sogenannte „walking distances“) rund um Zermatt kleine Teehäuser. Diese führten ein kleines Angebot an Verpflegungsmöglichkeiten mit Getränken (Wasser, Tee, Milch) und Speisen (Brot, Käse, Kuchen). Die Bewirtung erfolgte zumeist im Freien vor dem Teehaus mit Blick auf die Zermatter Bergwelt.

 

So erbauten und bewirteten Einheimische in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg diverse Teehäuser wie „zem Schtei“, „Joscht“, „Ärdbrich“, „Flora“ und „Bielti“. Neben dem Alltag in der Landwirtschaft und dem Einkommen aus dem Bergführerberuf, stellten diese eine weitere Möglichkeit für ein zusätzliches, wenn auch bescheidenes Einkommen dar. Die Ära der Teehäuser ging mehrheitlich in den 1960er Jahren zu Ende.

 

Das Teehäuslein «Ärdbrich»

Dieses Teehaus trug ursprünglich den Namen „Strahlhornblick“, angelehnt an den Ausblick von diesem Ort auf das Strahlhorn, zwischen Rimpfischhorn und Adlerhorn auf der gegenüberliegenden Talseite, Richtung Findeln. Bewirtet wurde das Teehaus von Irene Biner-Perren (1909–1985). Irene verbrachte als Kind viel Zeit bei ihren drei ledigen Tanten mütterlicherseits und leistete für sie auch später wertvolle Dienste. Als Dank wurde ihr der Boden „in de Ärdbrich“ zuteil. Die beiden Onkel von Irene, Peter Kronig (1884–1971) und Hieronymus Kronig (1889–1970) errichteten auf der Parzelle um das Jahr 1930 das bestehende Teehaus. Die Familie von Peter Kronig erstellte in späteren Jahren das heute nicht mehr vorhandene Teehaus auf „Joscht“.

 

Nach kurzzeitiger Schliessung und Wiedereröffnung 1960 wurde das

„Strahlhornblick“ weiterhin von Irene zusammen mit ihrer Cousine Wanda Kronig (1920–1979) geführt. Das Angebot an Getränken war seit jeher alkoholfrei und beschränkte sich auf Wasser, Tee und Milch. Es konnte mit einem Tagesumsatz von ca. 20 Franken gerechnet werden. Alfons Biner (1949), Irenes Sohn, half in den Sommermonaten als Jüngling seiner Mutter und besorgte vor allem den Transport der Getränke vom Dorf mittels Anhänger hinauf zum Teehaus. Der Betrieb wurde bis zum Tod ihres Ehegatten Karl Biner (1896–1967) von Irene weitergeführt.

 

 

Keine Dendrountersuchung Koordinate 2 622 907 / 1 095 447

Parzellennummer GIS 6159, Gebäudenummer 2565 bzw. Nr. 46